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Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Kinder brauchen Verbundenheit und haben das Bedürfnis nach Autonomie und Kompetenzentwicklung

Raupe, Puppe und Schmetterling

Folgendes Wissen stammt von Dr. rer. nat. Dr. med. habil. Gerald Hüther, Neurowissenschaftler und Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung, der sich als Brückenbauer zwischen der Wissenschaft und dem Leben da draußen versteht:

Wir kommen nach neun Monaten inniger mütterlicher Verbundenheit und gleichzeitiger unglaublicher Entfaltungserfahrung auf die Welt. Daher bestimmen zwei seelische Grundbedürfnisse unser menschliches Leben von klein auf: das nach Verbundenheit und das nach Autonomie. Das Bedürfnis über sich hinaus zu wachsen und gleichzeitig verbunden zu bleiben, ist in unserem Gehirn damit früh verankert. Alles was uns motiviert - Leitbilder, Selbstbilder, Verantwortungsgefühl, Handlungsplanung, Impulskontrolle - müssen erst erlernt werden, nichts davon ist angeboren. Die wichtigste Aufgabe des Gehirns besteht nicht darin, möglichst viel zu leisten, sondern dafür zu sorgen, dass wir gesund bleiben und überleben. Kinder lieben es, sich zu bewegen. Frühe Körpererfahrungen formen und stabilisieren die Bewegungskoordination und entwickeln vor allem die Hirnfunktionen, die für die Entfaltung von Metakompetenzen nötig sind, wie etwa Selbstwirksamkeit, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz.

Der Weg zu Autonomie und Kompetenz

Jedes Kind kommt außerdem mit unglaublichen individuellen Stärken und einem riesigen Netzwerkpotential im Gehirn zur Welt. Welche Verschaltungsmuster stabilisiert oder verworfen werden, entscheidet sich über die Beziehungen zu anderen Menschen. Wir Menschen haben eine Sonderstellung in der Natur. Nur wir können uns eine Vorstellung machen, wie wir leben wollen. Ein kleines Kind braucht andere Menschen, die ihm helfen, wie das Leben geht. Wir sind alle Suchende.

Die wichtigste Erkenntnis der Hirnforschung

Das menschliche Gehirn ist lebenslang weitaus formbarer in seiner inneren Struktur und Organisation, als bisher gedacht. Im kindlichen Gehirn wird viel mehr an Vernetzungspotenzial zwischen den Nervenzellen bereitgestellt, als jemals genutzt werden kann. Netzwerke, die nicht gebraucht werden, werden wieder abgebaut. Unser Gehirn ist dabei wie ein wachsender Baum, der sich im Wachsen strukturiert. Es ist also eine Baustelle und entwickelt sich in einem nutzungsabhängigem Prozess. In der Auseinandersetzung mit der Welt finden im Gehirn neuronale Bahnungsprozesse statt. Ist ein Problem gut gelöst, wird das Belohnungssystem in unserem Gehirn aktiviert und es werden Botenstoffe freigesetzt. Diese Nerven-Wachstumshormone wirken wie Dünger: die Netzwerke, die ein Kind gerade zum Lernen benutzt hat um etwas Schwieriges hinzubringen, werden dadurch immer stärker, z.B. beim Fahrrad fahren. Diese Bahnungsprozesse gelingen besonders unter emotionaler Beteiligung - nämlich in dem Moment, in dem man mit etwas in Beziehung geht. Das Glücksgefühl - der Flow als Folge des Lernprozesses gibt die Energie für weiteres Lernen - kurz: Was man gemeistert hat, beflügelt! Die Freude am Lernen ist der Ausdruck der Lebendigkeit eines Kindes.

Das Leben nach der Geburt sollte darauf zielen, diese Einzigartigkeit zu entfalten. Diese individuellen Stärken zu fördern, schafft zufriedene Menschen und schlussendlich eine starke Gesellschaft.“

Es wäre ein erstrebenswertes Ziel unseres Bildungssystems, dass im kindlichen Hirn möglichst viel von diesem Vernetzungsangebot stabilisiert werden kann. Das geht nicht mit Druck. Diese Komplexität entsteht nur, wenn Kinder sich die Wissen und Welt selbst erschließen können.

Was Kinder nicht können

Es gibt zwei Annahmen, die in der Gesellschaft zwar weit verbreitet, aber aus neurobiologischer Sicht nicht haltbar sind.

Die erste Annahme heißt: Kinder können alles lernen.

Dagegen sagt die Neurobiologie: Nein, Kinder können nicht alles lernen, sondern sie lernen nur das, was für sie bedeutsam ist. Wenn sie unter Druck gesetzt werden und Vokabeln lernen sollen, dann ist das Vokabel-Lernen nur ein Nebeneffekt, denn vor allem lernen sie, wie sie den Druck wieder loswerden.

Das Hirn ist in erster Linie ein Filter, kein Speicherorgan. Alles was unbedeutsam ist, wird weggefiltert. Gute Lernerfahrungen gelingen in dem Moment, in dem Kinder sich in Beziehung zu dem Gegenstand ihres Lernens setzen können – wenn es ihnen also selbst wichtig ist, das zu lernen. Und wichtig ist einem etwas immer dann, wenn es einem unter die Haut geht, wenn es begeistert. Dann lernen Kinder alles, und dann lernen sie sogar mit Hingabe.

Die zweite Annahme: Kinder können immer lernen.

Auch diese Annahme widerlegt die Neurobiologie. Wenn es einem nicht gut geht, dann lernt man nur, um aus diesem schlechten Zustand herauszukommen. Kinder sind nur dann offen für alles, was es zu lernen gibt, wenn es ihnen gut geht.

Unter Leistungsdruck geht es ihnen nicht gut, unter Konkurrenzdruck auch nicht, und vor allem geht es ihnen nicht gut, wenn sie als Objekt behandelt werden. Wenn sie Gegenstand von Maßnahmen sind, also von Belehrung, von Bewertung und Beurteilung. Das verletzt ihr Grundbedürfnis, als autonome Wesen wahrgenommen zu werden.

Links:

Gerald Hüther
Neue Lernkultur Jetzt - Petition für Bildungswende